In einer nahen Zukunft stellen Forscher*innen einen Zusammenhang zwischen dem steigenden Meeresspiegel und der Anzahl der am Tag auf der Welt gesprochenen Wörter fest. Folglich muss das Sprechen radikal beschränkt werden – auf 433 Wörter am Tag pro Person. Angelehnt an John Cages Komposition 4'33", in der kein einziger Ton gespielt wird, heißt das entsprechende Gesetz „Cage Law“.
In den verschiedenen Episoden ihrer filmischen Serie Word Count entwirft Kasia Fudakowski (*1985) eine dystopische Welt, in der zur Verhinderung der Klimakatastrophe das Recht auf Kommunikation fundamental eingeschränkt wird. Soziales und ökologisches Klima sind hier aufs Engste miteinander verbunden. Die seit 2016 entstandenen Episoden spielen an verschiedenen Orten auf der Welt, doch die Problematik der ad absurdum geführten Wortknappheit ist immer die gleiche: Unter ständiger Überwachung müssen die Menschen sich dem „Cage Law“ beugen. Zusätzliche Wortkontingente sind nur zu einem teuren Preis käuflich und wer sich nicht an das Gesetz hält, wird schwer bestraft.
Für das Ruhr Ding: Klima hat die Künstlerin in der Region eine neue Folge gedreht, in welcher nicht nur die sozialen Folgen des Nicht-Sprechen-Dürfens gezeigt werden, sondern auch die bildungspolitischen: Was, wenn selbst Vorlesungen auf eine bestimmte Wortzahl beschränkt und Akademiker*innen streng überwacht werden?
Die unterschiedlichen Episoden der Serie Word Count werden in den Kabinen des ehemaligen Waschraums der höheren Angestellten der Zeche General Blumenthal präsentiert. Am Standort Silbersee II zeigt Kasia Fudakowski außerdem die Arbeit Climate Changing Room.
- Festival
Die Installation Word Count #1–8 wurde im Rahmen der Ausstellung Ruhr Ding: Klima entwickelt und war vom 22.5—27.6.2021 in der ehemaligen Zeche General Blumenthal zu sehen.