Der Dortmunder Kunstverein und Urbane Künste Ruhr initiieren gemeinsam die Ausstellung Taking my Thoughts for a Walk
entlang der Dortmunder Kampstraße. Beginnend am 27. Februar 2021
bringen die Partnerinstitutionen für drei Wochen 14 künstlerische
Arbeiten in den öffentlichen Raum der Dortmunder Innenstadt. Die
Besucher*innen können die Kunstwerke so unter Einhaltung der
Schutzmaßnahmen bei einem besonderen Stadtspaziergang erleben.
Die Stadtkarte zur Ausstellung können Sie hier herunterladen.
Zum Audioguide
Die Kunstwerke sind entlang der 1.200 Meter langen Wegstrecke
zwischen Westen- und Ostentor unter anderem in Schaufenstern,
U-Bahn-Stationen und auf Parkplätzen platziert. Sie können im
Vorbeigehen entweder zufällig entdeckt oder anhand einer Straßenkarte
gezielt aufgesucht werden.
Während der urbane Alltag unterbrochen ist und gewohnte Stadt- und Geräuschkulissen verschwinden, eröffnen sich Möglichkeiten, den Stadtraum aus ungewöhnlichen Perspektiven wahrzunehmen. Die künstlerischen Arbeiten, darunter zum Beispiel ein Audiowalk, eine plakatierte Litfaßsäule, eine mobile Galerie auf dem Dach eines Autos oder filigrane Zeichnungen auf Glas, werfen ein neues Licht auf die Dortmunder Kampstraße: Sie spinnen fiktive, aber auch ganz reale Geschichten und helfen, Gedanken und Wege neu zu sortieren.
Die Auswahl der Künstler*innen steht in Zusammenhang mit dem Residenzprogramm Zu Gast bei Urbane Künste Ruhr und ist um weitere Positionen ergänzt.
Die Kunstwerke sind rund um die Uhr zugänglich. Bitte beachten Sie die aktuellen Abstands- und Hygienevorschriften.
Teilnehmende Künstler*innen:
Esther Adam *1988 in Reutlingen, lebt in Bremen
Various works from the series Perspectives, ongoing
Esther Adam verfasst Zeichnungen und kurze Texte, die
sie mit transparentem Gel auf Fensterflächen anbringt. In ihren
filigranen, bisweilen kaum sichtbaren Arbeiten beschäftigt sich die
Bremer Künstlerin häufig mit der komplexen Wechselbeziehung des
Einzelnen zu seiner persönlichen und gesellschaftlichen Umgebung. Ihre
poetischen Werke tauchen immer wieder an verschiedenen Glasfassaden als
Wegbegleiter beim Spaziergang entlang der Kampstraße auf. Halten Sie
also die Augen offen!
Daihatsu Rooftop Gallery
ab 27.02.: Gabriele Edlbauer Team Austria – I am from Österreich, 2020
ab 06.03.: Helmut Heiss Reif für die Insel, 2020
ab 13.03.: Wolfgang Obermair Die Wende, 2021
Die Daihatsu Rooftop Gallery ist ein mobiles
Ausstellungsdisplay für zeitgenössische Kunst. Seit März 2020 macht
Peter Fritzenwallner damit Skulpturen, die sonst nur in Kunsträumen zu
sehen wären, auch in Zeiten sozialer Distanzierung öffentlich sichtbar.
Anfangs in den österreichischen Alpen unterwegs, brachte die gelbe
Autodachgalerie die Kunst erst in die Dörfer und anschließend in die
Hauptstadt nach Wien. Und nun: Dortmund. Unter dem Pflaster liegt hier
nicht der Strand, doch Möglichkeiten für Weltflucht allerhand!
Etienne Dietzel *1986 in Bad Salzungen, lebt in Halle
Displacement, 2021
Der Findling ist die häufigste Form des erratischen Blocks, also eines
Gesteins, das durch geophysikalische Prozesse oder menschliches Zutun
nicht dort liegt, wo man es erwarten würde. Etienne Dietzel
erstellt Findlinge, indem er digitale Photographien um das Modell eines
fiktiven, 3D-generierten Steins legt. Die Photographien selbst zeigen
Gesteinsformationen, in denen Menschen sich durch Zeichnungen oder
Schriftzüge in die Landschaft eingeschrieben haben.
FORT, gegründet 2008
Guilty Flowers, 2018
Die Arbeit Guilty Flowers des Künstler*innenkollektivs FORT ist
am tränenförmigen, begrünten Kreisverkehr vor der Sparkasse
installiert. Ein noch verpackter Blumenstrauß im Mülleimer legt die Spur
zu einer Erzählung, einem Mikrodrama des Alltags, dessen
Protagonist*innen nicht mehr anwesend sind. So entsteht eine Spannung
zwischen der bildhauerischen Geste und den Fragen an das starke
erzählerische Bild.
Laura Leppert *1993 in Henstedt-Ulzburg, lebt in Berlin
Crude Oil Acts (Snail Time), 2021
Laura Lepperts Arbeit ist ein orts- und
jahreszeitenspezifisches Hörstück, begleitet von einem Text, der einen
mäandernden Dialog zwischen zwei fiktiven Charakteren wiedergibt. Über
den nebenstehenden QR-Code oder unsere Webseiten können Sie das Stück
und den Text auf Ihr Smartphone laden. Gemeinsam umkreisen sie Fragen
zur urbanen Infrastruktur, dem Dehnen und Stauchen von Zeit und dem
Auftauchen vergessener Begegnungen. Während Sie über den Reinoldiplatz
spazieren, aktiviert das Rollenspiel im Text eine ganz andere Welt.
Yoshinori Niwa *1982 in Aichi, JPN, lebt in Wien
Withdrawing Adolf Hitler from a Private Space, 2018
Yoshinori Niwa provoziert ein Nachdenken über das
Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Raum. Besonderen Fokus
legt er dabei auf den Umgang mit Geschichte und der daraus
resultierenden Verantwortung in verschiedenen Generationen. Sein
Altkleidercontainer zur Entsorgung unerwünschter oder kompromittierender
Relikte aus der Nazizeit, steht nach Stationen in Graz, Wien,
Düsseldorf und Köln nun an einem Ort, an dem 2019 ein Geschäft öffnete,
das u.a. die bei Neonazis beliebte Bekleidungsmarke „Thor Steinar“
verkaufte.
David Reiber Otálora *1992 in Münster, lebt in Berlin
…a long way from home, 2021
Der deutsch-kolumbianische Künstler beschäftigt sich kritisch mit der
Darstellung des vermeintlich „Anderen“. Durch seine ortsspezifisch
entstandene Arbeit verleiht er dem Platz von Buffalo eine neue Lesart,
indem er die kegelförmige Architektur des U-Bahn Aufzugs zu einem Tipi
umdeutet, die traditionelle Behausung indigener Völker Nordamerikas. Die
Büffelskulptur auf dem Platz betrachtet mit etwas Distanz das scheinbar
romantische Sonnenuntergangsmotiv, das sich aus Logos aus dem
Obsthandel zusammensetzt.
Phung-Tien Phan *1983 in Essen, lebt in Essen
Cosmopolit, 2021
Phung-Tien Phan erstellt in ihren bildhauerischen und filmischen Werken
mysteriöse Szenen aus Alltagsbeobachtungen. Im Schaufenster kombiniert
sie kosmische und irdische Elemente, die eine transzendentale Spannung
aufbauen: Als Hintergrund für die Installation prallt eine fantastische
Welt aus populären Weltallmotiven auf einen aus Pflanzen und anderen
Elementen arrangierten Altar sowie auf persönliche häusliche
Alltagsgegenstände. Die physische Realität auf der Erde sucht nach
Verbindung zu Orten außerhalb unserer Welt.
Salon Atelier, gegründet 2009
never ever, 2021
samstags 18-20 Uhr
sonntags 16-18 Uhr
Das Dortmunder Kollektiv Salon Atelier besteht aus
bildenden Künstler*innen, Musiker*innen und Schauspieler*innen.
Gemeinsam schaffen sie für den Stadtspaziergang jeweils am Wochenende
über zwei Stunden stille Szenen des Alltags, die als Tableaux Vivants
(lebende Bilder) an verschiedene Handlungen erinnern, die uns in der
Pandemie teilweise fremd geworden sind. Sie werden in der ersten Etage
hinter den Schaufenstern dargestellt und spielen mit Entfremdung und
Vertrautheit, mit Nähe und Distanz.
Angharad Williams *Ynys Môn, GB, lebt in Berlin & Ynys Mon
Questions, 2021
Angharad Williams verbindet in ihren Werken skulpturale, installative
und textbasierte Elemente mit performativen Handlungen. Ihre Posterserie
,,Questions“ regt auf subtile Weise zum Nachdenken über Verhalten und
soziale Strukturierungen an. Zunächst kaum merklich eingebettet in das
grafische Rauschen urbaner Infrastruktur, ist Williams Arbeit eine
subversive Geste, die elementare Fragen in den Raum wirft.
Wormhole
Between the lines, 2020 / Wormhole Special, 2021
Wormhole ist eine Zeitung junger Künstler*innen, die
als mehrsprachige Plattform schriftliche und visuelle Inhalte
vervielfältigt. Inspiration ist die soziale und politische Dimension des
Zeitungsformats als ein Ort der Debatte, der kollektiven
Wissensproduktion und der Subversion, der über Grenzen hinweg verbindet.
Während between the lines Texte, Arbeiten und Ideen aus der
Zeit des Lockdowns präsentiert, widmet sich das Special dem Wandel und
der Politik des öffentlichen Raums und nimmt dabei auch Bezug zur
Kampstraße.
Gefördert durch Sparkasse Dortmund, DEW21 und das Kulturbüro Dortmund.
Besonderer dank an die Stadt Dortmund, DSW21, Jaber International Group, GIS Akademie, BrandsUp und Base Camp.
Das Projekt ist mit einer Sondererlaubnis des Ordnungsamts der Stadt Dortmund genehmigt.