Auf einer Ballspielwiese unweit des Dreiringplatzes steht die leuchtend gelbe, situativ einsetzbare mobile Architektur Das Sprechende Eck der Künstlerin und Kunstpädagogin Maximiliane Baumgartner (*1986), die als offenes Spielfeld und Aktionsrahmen Kinder, Jugendliche und Erwachsene zu eigenen künstlerischen Handlungsformen einlädt. Unter dem Motto ,,Wir nehmen Aufträge an“ nimmt ein Büro, das von beteiligten Kindern und Jugendlichen während der Ausstellungslaufzeit geleitet wird, Aufträge von lokalen Geschäften und öffentlichen Stellen wie Friseursalons, Internetcafés, Bäckereien oder Kinos an und setzt sie eigenständig um. Zu den möglichen Aufträgen zählen Werbung, Schaufensterdekorationen oder Auftragsbilder.
Maximiliane Baumgartner untersucht mit ihrer künstlerischen Arbeit das emanzipatorische Potenzial einer kritischen und feministischen Pädagogik sowie performative Lernformen. Ihr Interesse gilt dabei der Frage nach den Möglichkeiten innerhalb einer städtischen Umgebung Öffentlichkeit herzustellen sowie nach der Wechselbeziehung zwischen künstlerischer Vermittlung und eigener Produktion. So sind auch die konzeptuellen Malerei-Serien der Künstlerin, welche sie als erweitertes Handlungsfeld versteht, von einer forschenden Praxis geprägt. Das Sprechende Eck ist inspiriert von Spielskulpturen im Kontext einer radical pedagogy sowie Aktionspädagogik der 1970er-Jahre und von der Architektur sowjetischer Bushaltestellen, in denen Malerei ein integraler Bestandteil war.
- Festival
Das Projekt Das Sprechende Eck fand im Rahmen des Ruhr Ding: Schlaf vom 5.5. - 25.6.23 in Essen statt.
Termine
Phasenweise nicht produktiv
Als Gast des Sprechenden Ecks stellt die Künstlerin und Autorin Karolin Meunier verschiedene Materialien eines gemeinsam mit Maximiliane Baumgartner entwickelten künstlerischen Lehr- und Forschungsprojekts vor. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit mit einer Gruppe von Studierenden an der Akademie der Bildenden Künste München (2018–20). Mit dem Titel Phasenweise nicht produktiv – Performance und Vermittlung verbindet sich eine kritische Recherche zu Vorstellungen von Produktivität in Vermittlungsprozessen und möglichen Aktionsformen der Unterbrechung und performativen Aneignung. Der Begriff der Produktivität ist dabei eine Art Gradmesser von verschiedenen Vorstellungen der beiden Arbeitsfelder: wann Vermittlung für wen unproduktiv wird, aber auch, wie nicht-produktive Phasen bewusst zugelassen oder das Herausfallen aus allzu effizienten Abläufen provoziert werden können.
Im Anschluss an die Lesung findet ein offenes Gespräch zur Aktualität dieser Fragestellungen statt.
Karolin Meunier ist Künstlerin und Autorin in Berlin. Ihre Performances, Texte und Videoarbeiten untersuchen die Bedeutung kultureller Praktiken für soziale Interaktion, zum Beispiel in Übersetzungsprozessen, Gesprächen oder Lerntechniken. Ausgangspunkt sind häufig Notizen, Gespräche oder autofiktionale Schriften und Filme, die selbst dialogisch angelegt sind. Meunier ist Mitglied von b_books, Buchladen und Verlag in Berlin.