Die Spielstraße München 1972

Olympiade Richtung 2000 Lex Rütten

1972 realisierte Werner Ruhnau auf Einladung des Kunstausschusses des Olympischen Organisationskomitees die Spielstraße als Rahmenprogramm zu den Spielen in München. Gemäß den Grundsätzen der modernen Olympischen Spiele, die zur internationalen Verständigung und Toleranz unter den Nationen beitragen sollten, lud das Projekt Menschen jeder Herkunft ein, in der Spielstraße zusammen zu kommen und in Kommunikation miteinander zu treten. Die Beiträge vor Ort umfassten verschiedene künstlerische Medien, vom darstellenden Spiel über Videoarbeiten bis hin zu Objekten und Performances aus dem Bereich der bildenden Kunst. Im Vordergrund standen dabei die kritische Auseinandersetzung mit tagesaktuellen Geschehnissen aus den Stadien, die Möglichkeit zur Partizipation sowie die überzeitlichen olympischen Ideale. Aufgrund des Anschlags auf die israelische Mannschaft am 5. September 1972 wurde die Spielstraße frühzeitig abgebrochen und im Nachgang kaum rezipiert.

Der Architekt Werner Ruhnau war bis zu seinem Lebensende in Essen ansässig und wurde vor allem für seine innovativen Theaterbauten wie das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen berühmt. Anita Ruhnau übernahm bei der Umsetzung der Spielstraße die Projektleitung der Sparte Bildende Kunst. Die gemeinsam von Georg Elben, Britta Peters und Jana Kerima Stolzer im Team kuratierte Ausstellung im Skulpturenmuseum Glaskasten in Marl nähert sich der Spielstraße aus heutiger Sicht und zeigt zum ersten Mal Filmmaterial aus dem Archiv von Werner und Anita Ruhnau, sowie Originalobjekte der teilnehmenden bildenden Künstler*innen. Dabei nähert sie sich den historischen Ereignissen und Projektplänen und lädt zum Nachdenken über die Relevanz des sozialen Klimas für die (Stadt-)Gesellschaft ein.