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Jan Brokof

Jan Brokof (1977) wurde in der ehemaligen DDR geboren. Seine frühen Arbeiten sind vom sozialen Umfeld seiner Kindheit mit seinen Plattenbauarchitekturen und den Schornsteinen der örtlichen Erdölraffinerieanlagen geprägt. So rekonstruiert er sein komplettes Kinderzimmer als dreidimensionalen Holzschnitt, einschließlich der Sansevierien auf dem Fensterbrett und Poster von Billy Idol, Baywatch und Madonna an den Wänden. Neben den Holzschnitten entstehen farbenfrohe Zeichnungen, die in plakativem Stil menschliche Interaktionen sowie gesellschaftliche Strukturen thematisieren. Eine vergleichbare Art der Stilisierung offenbart sich auch in den vielfarbigen Collagen, mit denen er sich anschließend befasst. In Berlin lernt er das Theaterkollektiv andcompany&Co. kennen, mit dem er in Brasilien auf Tournee geht. Beim ersten Aufenthalt in São Paulo erlebt er einen ähnlichen Kulturschock wie bei seinem ersten Besuch in Westdeutschland nach dem Fall der Berliner Mauer.

Bald darauf stößt er auf die Aufzeichnungen des deutschen Abenteurers Hans Staden aus dem 16. Jahrhundert, in denen dieser seinen Aufenthalt bei einem Kannibalenstamm in Brasilien beschreibt. Während der Entdecker die ihm neue Welt schildert, definiert er sich dabei auch klar als Europäer. Diese Perspektive überträgt Brokof auf die Bürger der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, die sich im kapitalistischen System des Westens zurechtfinden müssen. Dies ist sein Ausgangspunkt für Collagen, Arbeiten auf Papier und Installationen, in denen er die Themen Exotik und Kannibalismus in einer merkwürdigen Mischung aus deutschen und brasilianischen Motiven bearbeitet. Gemeinsam mit dem flämischen Theaterregisseur und Schriftsteller Joachim Robbrecht gründet Jan Brokof Hans Staden TV als fortlaufendes Videoprojekt. Darin stellen sie die Geschichte des Abenteurers Hans Staden aus dem 16. Jahrhundert im heutigen São Paulo nach und erschaffen dabei eine Außenseiterpersönlichkeit, einen archetypischen Touristen. Dieser findet sich in den unterschiedlichsten surrealen Szenarien wieder, die durch das Aufeinanderprallen der verschiedenartigen Kulturen sowie die Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart entstehen.

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