Wer hat noch nie vom ewigen Leben oder einer Reise ins Weltall geträumt? Solche Träume waren ein wichtiger Ausgangspunkt für die unterschiedlichen Arbeiten des sowjetukrainischen Künstlers Fedir Tetianych (*1942 in Knjaschytschi, Region Kyjiw, † 2007 in Kyjiw, Ukraine), seien es extravagante Performances in öffentlichen Räumen, die die graue sowjetische Wirklichkeit aufrüttelten, Gemälde oder monumentale Arbeiten im Auftrag des Staates.
Fedir Tetianych war ein Visionär, der durch die Erkenntnisse der Weltraumforschung und den Flug des Kosmonauten Juri Gagarin ins Weltall im Jahr 1961 inspiriert wurde. Die Endlichkeit des menschlichen Körpers angesichts des unendlichen Universums stellte für ihn eine Herausforderung dar, die ihn nach Wegen suchen ließ, die Begrenztheit des Lebens zu überwinden. Seine Idee war, den biologischen Körper durch die neu entwickelten Technologien zur Erkundung des Weltalls zu unterstützen. Leidenschaftlich daran interessiert, Szenarien für die Zukunft zu entwerfen, erfand Fedir Tetianych die sogenannte Biotechnosphere, eine Raumkapsel mit einem Durchmesser von 2,40 Meter, gedacht als autonome Unterkunft für die Menschheit sowohl auf der Erde als auch im Weltall.
Auf dem Gelände der Kokerei Zollverein, direkt vor dem Salzlager, ist eine Rekonstruktion der Biotechnosphere installiert, die die ukrainische Architektin Bögdana Kosmina gemeinsam mit Bogdan Tetianych, Sohn von Fedir Tetianych, erstellt hat. Die Reproduktion des Modells von Fedir Tetianychs Erfindung, die ursprünglich am Eisenbahndepot der Stadt Popasna in der ukrainischen Region Luhansk (jetzt unter russischer Besetzung) platziert war, soll sowohl das Erbe dieses Künstlers würdigen als auch die gegenwärtig bedrohte Kunstgeschichte der Ukraine sichtbar und lebendig machen.